Spielerezension Everdell
Spielename: Everdell
Verlag: Starling Games
Spielekategorie: Brettspiel, Familienspiel, Fantasy, Kompetitives Spiel, Solospiel, Worker Placement
Spieleranzahl: 1-4
Altersempfehlung: 14+
Spieldauer: 40-80 min
Everdell ist ein Set-Collection-Worker-Placement-Brettspiel für 1-4 Spieler, bei dem die Spieler ein eigenes Dorf mit Tierwesen errichten. Gespielt wird Everdell über verschiedene Jahreszeiten, in denen weitere Arbeiter erworben und errichtete Gebäude eventuell neu aktiviert werden.
Prinzipiell funktioniert Everdell wie ein typisches Worker-Placement-Spiel. Kombiniert wird dieses wie gesagt mit Set-Collection, d.h. die Spieler versuchen, Kombinationen aus Karten für sich zu gewinnen.
In jeder Runde von Everdell kann ein Spieler entscheiden, ob er einen seiner Arbeiter einsetzen, eine Karte aus der Hand oder aus der Auslage spielen oder in die nächste Jahreszeit wechseln möchte.
Einen Arbeiter kann ein Spieler auf ein Feld des Spielbrettes platzieren, auf einer der vier weiteren Aktionskarten, die in jeder Partie dem Brett hinzugefügt werden, um für mehr Variation zu sorgen, auf einem Event oder einer Quest. Die Bretter des Spielfeldes gibt es in zwei Varianten: mit einem geschlossenen und einem offenen Kreis. Bei Felder mit einem geschlossenen Kreis darf nur ein Arbeiter platziert werden, bei solchen mit geöffnetem Kreis können mehrere Arbeiter platziert werden, sowohl von demselben Spieler als auch von anderen.
Events und Quests können in Everdell erfüllt werden, sobald ein Spieler die Voraussetzungen hierfür erfüllt hat. Bei Events ist die Voraussetzung das Sammeln von Karten eines bestimmten Typs in seinem Dorf, bei Quests muss ein Spieler bestimmte Tiere oder Gebäude in seinem Dorf besitzen. Sind die Voraussetzungen erfüllt, so kann ein Spieler einen seiner Arbeiter auf das Feld der Event- oder Quest-Karte platzieren und gewinnt diese dann für sich, was am Ende des Spiels Siegpunkte erbringt und im Falle einer Quest ggf. auch weitere Vorteile im Verlaufe des Spiels.
In der Auslage der Karten und auch auf der Hand des Spielers befinden sich unterschiedliche Tier- und Gebäude-Karten. Mit diesen Karten können die Spieler ihr eigenes Dorf in Everdell errichten. Alternativ zum Ausspielen eines Arbeiters darf ein Spieler in seiner Runde eine dieser Karten spielen, wenn er denn die dafür nötigen Ressourcen besitzt. Ressourcen werden primär durch das Platzieren von Arbeitern gewonnen, können aber auch mit Gebäuden produziert werden. Beim Ausspielen einer Karte dürfen sich die Spieler wie gesagt nach Belieben aus der eigenen Hand, die nur ihnen zur Verfügung steht, oder aus der Kartenauslage bedienen, die allen zur Verfügung steht. Die notwendigen Ressourcen werden zurück in den Vorrat gelegt und die Karte wird dem eigenen Dorf hinzugefügt. Jeder Spieler darf ein Dorf aus 15 Karten errichten.
Jede Karte gehört zu einem bestimmten Typ. Werden Karten eines bestimmten Typs gesammelt, kann der erste Spieler, der eine gewisse Anzahl an Karten dieses Typs gesammelt hat, das dazugehörige Event für sich beanspruchen.
Beim Ausspielen einer Karte wird zudem ihr Effekt einmalig ausgelöst. Beispielsweise können Ressourcen produziert oder Siegpunkte in Form von Münzen gewonnen werden. Manche Karten bieten auch neue Arbeiterplätze, die künftig als Aktion genutzt werden können. Gebäude mit solch einer Fläche mit einem "Open"-Schild auf der Karte, können auch von anderen Spielern genutzt werden. Der Besitzer der Karte erhält hierdurch dann einen Bonus. Gebäude mit einem Blatt-Symbol werden in manchen folgenden Jahreszeiten erneut ausgelöst. Es macht also Sinn, solche Gebäude möglichst früh im Spiel zu errichten.
Manche Karten bieten an sich weitere Kombinationsmöglichkeiten. So bringen die Scurrble Champions beispielsweise Siegpunkte für jeden weiteren Scurrble Champion im eigenen Dorf.
Gebäude und Tiere können ebenfalls Synergieeffekte bieten. Errichtet ein Spieler ein Gebäude in seinem Dorf, so bietet dieses Gebäude Unterschlupf für ein bestimmtes Tier. Wird beispielsweise die Taverne errichtet, so bietet diese Platz für den Dachs-Wirt. Liegt die Taverne im eigenen Dorf aus, darf der Dachs-Wirt in folgenden Runden kostenlos in das Dorf gespielt werden. Jedoch immer nur ein Gratis-Tier pro Gebäude.
Wird eine neue Jahreszeit in Everdell durch einen Spieler eingeleitet, so erhält der Spieler alle eingesetzten Arbeiter zurück, bekommt zusätzliche Arbeiter und darf ggf. seine bereits errichteten Blatt-Gebäude erneut aktivieren, die dann z.B. Ressourcen produzieren. Die Spieler müssen nicht gleichzeitig eine neue Jahreszeit einleiten. Es kann also sein, dass ein Spieler noch im Frühling spielt, der andere bereits im Sommer.
Everdell beginnt im Winter und endet am Schluss der Jahreszeit Herbst, nachdem alle Spieler gepasst haben, also keinen Arbeiter mehr platzieren und keine Karte mehr spielen können. Siegpunkte erhalten die Spieler durch ausgespielte Karten, Fähigkeiten der Karten, gewonnene Events und Quests, durch im Spiel erworbene Münzen und durch eventuell durch einen Arbeiter, der im Herbst auf ein gesondertes Aktionsfeld platziert wurde, das nur in dieser letzten Jahreszeit genutzt werden kann. Wer die meisten Siegpunkte erworben hat, besitzt das schönste oder erfolgreichste Dorf in Everdell und ist Sieger des Spiels.
Pros:
- Schönes Design und tolles Thema
- Hohe Produktionsqualität
- Holz-Arbeiter haben für jeden Spieler unterschiedliche Tierformen
- Viele Möglichkeiten, zu punkten
- Manche Karten bieten weitere Aktionsmöglichkeiten und -felder
- Hoher Wiederspielwert
- Gut zugängliches Regelwerk
Cons:
- Glücksfaktoren durch Set-Collection
- Designprobleme (Open-Schilder und geöffnete oder geschlossene Arbeitsflächen können leicht übersehen werden)
- Evertree behindert und blockiert die Spielfläche
- Evertree muss jedes Mal neu zusammegebaut werden
Fazit
Everdell ist ein typisches Worker-Placement-Brettspiel, bei dem Kombinationen aus Karten gesammelt werden. Dieses Sammeln der Karten – die Set-Collection – bietet ihre Vor- und Nachteile. Vorteil ist, dass hierdurch zahlreiche Möglichkeiten des Punktens entstehen, es können also unterschiedliche Strategien und Taktiken gespielt werden. Allerdings wird dies mit einem nicht zu vernachlässigenden Glücksmoment "erkauft", denn die Spieler wissen nicht, ob angefangene Sammlungen beendet werden können, wenn sie nicht die hierfür notwendigen Karten bereits auf der Hand haben. Es kann also sein, dass notwendige Karten nie in der Auslage austauchen oder aber von anderen Spielern erworben werden. Everdell ist sehr hübsch anzusehen und macht sich wirklich
gut auf dem Spieltisch. Allerdings ist das Design an vielen Stellen nicht praktikabel. Spielrelevante Hinweise auf den Karten (wie das Open-Schild) sind sehr klein dargestellt und können übersehen werden, es ist schwirig zu erkennen, ob Aktionsfelder geöffnet oder geschlossen sind, insbesondere wenn bereits Arbeiter darauf platziert wurden. Und der Evertree, so hübsch er ist, blockiert ggf. die Sicht und den Zugang zum Brett für manche Spieler. Insgesamt ist Everdell ein schönes Worker-Placement-Brettspiel mit interessanten Spielmechanismen, das allerdings zeitgleich unter kleinen Schönheitsfehlern leidet.
Bewertung