Spielerezension Ozeane
Spielename: Ozeane
Verlag: Schwerkraft Verlag
Spielekategorie: Brettspiel, Familienspiel, Kompetitives Spiel
Spieleranzahl: 2-6
Altersempfehlung: 10+
Spieldauer: 60 - 90 min
Ozeane ist ein Standalone-Nachfolger des Brettspiels Evolution. Ähnlich wie bei Evolution geht es bei Ozeane darum, eigene Tierspezies zu erschaffen, zu ernähren und im Laufe der Evolution möglichst lange am Leben zu halten. Dieses Mal spielt es allerdings nicht auf dem Land, sondern unter Wasser.
Bei Ozeane steht die Nahrungsquelle, die Fische, in verschiedenen Spielbereichen zur Verfügung: dem sogenannten Riff und im Ozean, welcher in drei verschiedene Tiefenzonen eingeteilt ist. Im ersten Ozean-Bereich liegt noch eine Karte für die Kambrische Explosion (dazu später mehr) und in den ersten beiden Ozean-Bereichen liegen noch zwei weitere Effektkarten (auch dazu später mehr).
Jedem Spieler stehen zu Spielbeginn von Ozeane Oberflächenkarten zur Verfügung. Mit diesen Karten können den eigenen Unterwasser-Spezies Eigenschaften verliehen werden. Später können die Spezies mit Tiefenkarten noch weiter individualisiert werden (auch hierzu später mehr).
In Ozeane wickelt der Spieler in seiner Runde folgende Phasen ab. Zunächst wird eine Karte aus der Hand ausgespielt. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder gründet der Spieler eine neue Spezies oder er entwickelt eine bereits existierende Spezies weiter. Wird eine neue neue Spezies gegründet, nimmt der Spieler ein entsprechendes Spezies-Tableau und legt die Karte daneben an. Die neu gegründete Spezies verfügt dann bereits über die Eigenschaft dieser Karte.
Eine Karte kann auch an ein bereits ausliegendes Tableau angelegt werden. Die Spezies erhält damit die neue Fähigkeit. Regulär kann jede Spezies bei Ozeane über drei Eigenschaftskarten verfügen. Manche Karten erlauben es allerdings, weitere Karten anzulegen.
Alternativ zum Ausspielen einer Karte für eine Spezies kann eine Karte abgelegt werden, um Fische aus den verschiedenen Ozean-Zonen oder dem Riff zu migrieren. Auf jeder Karte steht in einer Ecke ein Wert, der die Anzahl der zu versetzenden Fische angibt. Eben so viele Fische dürfen aus einer beliebigen Zone entnommen werden und in eine andere Zone migriert werden. Weshalb das hilfreich sein kann, sehen wir später.
In der zweiten Phase der Runde darf nun eine – und nur eine – Spezies des Spielers fressen. Hier gibt es ebenfalls zwei Möglichkeiten. Entweder kann die Spezies auf Futtersuche gehen. Dabei entnimmt der Spieler so viele Fische aus dem Riff, wie die Werte in den grünen Feldern seiner Fähigkeitkarten vorgeben. Alternativ kann eine Spezies auch eine andere (eigene oder von anderen Spielern) angreifen. Der Spieler addiert alle Werte in roten Feldern seiner Eigenschaftskarten zusammen und nimmt so viele Fische von der angegriffenen Spezies. Futter, sowohl gesuchtes als auch das von Angriffen, werden dann auf das Spezies-Tableau der aktivierten Spezies abgelegt. Ist das Spezies-Tableau der Spezies irgendwann voll, kommt es zur Überpopulation und die Hälfte des Futters muss abgeworfen werden.
Fähigkeitskarten können die Futtersuche oder Angriffe erleichtern, zusätzliche Optionen hierbei gewähren oder auch eigene Spezies vor Angriffen schützen. Auch gibt es Zuwachsfähigkeiten, die es ermöglichen, selbst Futter zu erhalten, wenn andere Spezies Futter suchen oder angreifen.
Nach dem Fressen altern alle Spezies des aktiven Spielers. Hierbei wird ein Fisch der Spezies entfernt und hinter den Sichtschirm des Spielers gelegt. Alle Fische hinter den Sichtschirmen zählen am Ende des Spiels Siegpunkte. Ziel ist es also, möglichst viele Spezies zu gründen und diese möglichst lange am Leben zu erhalten, damit diese über längeren Zeitraum altern und Siegpunkte erzielen. Besitzt eine Spezies kein Futter, wenn es altert, so stirbt diese Spezies aus.
Nach dem Altern dürfen beliebig viele Karten abgeworfen werden und auf Wunsch eine Tiefenkarte gezogen werden. Tiefenkarten dürfen jedoch erst nach der Kambrischen Explosion ausgespielt werden. Anschließend zieht der Spieler wieder auf sechs Handkarten nach.
Ist das erste Ozean-Feld frei von Fischen – weil diese z.B. in das Riff migriert wurden – so wird die Kambrische Explosion aktiviert. Ab diesem Zeitpunkt darf jeder Spieler zwei Karten ausspielen, von nun an auch Tiefenkarten. Die Tiefenkarten sind mächtige Fähigkeitskarten für die Spezies, die genauso funktionieren wie Oberflächenkarten. Allerdings sind alle Tiefenkarten des Spiels individuell, keine Eigenschaft gibt es also ein zweites Mal. Für das Ausspielen der Tiefenkarten muss der Spieler zudem Fisch aus dem Vorrat hinter seinem Sichtschirm bezahlen. Das Ausspielen der Tiefenkarten kostet also Siegpunkte.
Ist der erste oder zweite Ozean-Bereich frei von Fischen, so wird zudem die jeweilige Effektkarte aktiv, die in diesem Bereich liegt. Diese Effekte sind global und gelten für alle Spieler. Beispielsweise können Spezies schneller altern usw. Befinden sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder Fische in diesen Bereichen, werden die Effekte wieder deaktiviert.
Das Migrieren der Fische kann bei Ozeane also dazu genutzt werden, Futter in das Riff zu bewegen, um anschließend auf Futtersuche zu gehen, Ozean-Bereiche von Fisch zu befreien oder Fische wieder in leere Ozean-Bereiche zu bewegen, um die Effekte zu deaktivieren.
Ozeane wird so lange gespielt, bis sich sowohl im Riff als auch in allen Ozean-Bereichen keine Fische mehr befinden. Alle Spieler nach dem Startspieler dürfen nach ihre Runde ausführen (hierfür werden weitere Fische aus dem Vorrat verwendet, damit die Spezies sich noch ernähren können). Danach endet diese Partie von Ozeane und der Spieler mit den meisten Fischen hinter seinem Sichtschirm und auf den Spezies-Tableaus gewinnt.
Pros:
- Vielfalt an individuellen Eigenschaftskarten
- Thematisch tief
- Innovativer Spielmechanismus mit den verschiedenen Spielbereichen
- Gute Produktionsqualität
Cons:
- Starke Kartenkombinationen möglich
- Recht lange Spieldauer
Fazit
Ozeane schafft es, die evolutionäre Entwicklung in der Unterwasserwelt thematisch und atmosphärisch einzufangen. Das Entwickeln der Spezies mit den Eigenschaftsparten und insbesondere die rasche evolutionäre Entwicklung während der Kambrischen Explosion wird sehr schön eingefangen. Der Mangel an Nahrung und der Kampf um das Futter fängt den Überlebenskampf sehr gut ein. Das Migrieren der Fische in oder aus dem Riff zur Nahrungssicherung oder -verknappung und in oder aus den Ozean-Bereichen zur Aktivierung bzw. Deaktivierung der Effekte bringt interessante taktische Möglichkeiten. Manche Kombinationen an Oberflächen- und/oder Tiefenkarten können recht mächtig sein und es schwierig machen, etwas dagegen zu unternehmen. Die Spieldauer von Ozeane kann für unseren Geschmack etwas lang(atmig) sein, sodass wird dazu tendieren, die Spieldauer zu skalieren. Für uns ist Ozeane ein Spiel zum thematischen Abtauchen in die evolutionäre Entwicklung der Unterwasserwelt mit vielen interessanten taktischen Herausforderungen.
Bewertung